Was ist ein Mukbang?

Was ist ein Mukbang?

Was ist ein Mukbang?Das Wort "Muk-bang" (oder auch mok-bang) ist ein sogenanntes Kunstwort aus Korea. Es setzt sich aus den beiden Worten mokda für "essen" und bangsong für "Senden" zusammen. Und genau das ist es auch worum es beim Mukbang geht. Jemand filmt sich beim Essen und veröffentlicht dies als Youtube-Video oder sogar als Livestream im Internet und andere Menschen schauen dieser Person dann beim Essen zu. In den meisten Mukbang-Videos wird aber nicht einfach nur gegessen sondern eine übergroße Portion einer Mahlzeit heruntergeschlungen. Kleinere Portionen oder Vorstellungen von besonderen Gerichten sind in diesen Videos eher die Seltenheit. Ebenso wird selten die Zubereitung eines Gerichts gezeigt. Oftmals wird das Essen aber aufwendig präsentiert und in den Mittelpunkt des Bildes gerückt.

Auf dem passenden Youtube-Channel zu dieser Seite kann man sich solche Videos ansehen, bei denen nicht die Menge des Essens im Vordergrund steht:

       

Wie ist Mukbang entstanden?

Gaming gab den Anstoß für Mukbangs

Bereits in den 2000er Jahren sollen die ersten Mukbang-Videos entstanden sein. Schon in diesen Jahren war das Livestreaming von Videospiel-Wettbewerben (E-Sports) verbreitet. Einer der bekannten Gamer bekam während eines solchen Live-Events schlicht und ergreifend Hunger und aß vor laufender Kamera einen Becher Ramen-Nudeln. Die positiven Rückmeldungen befeuerten den Trend vor der Kamera zu essen und andere dabei zuschauen zu lassen.

Man könnte also sagen neben "Let*s Play"-Videos wurden auch "Let's Eat"-Videos geboren.

Was hat Mukbang mit ASMR zu tun?

In diesen Mukbang-Videos wird meistens eher gar nicht bis wenig gesprochen, stattdessen hört man natürlich Schmatz-Geräusche oder z. B. wenn jemand einen Hähnchenschenkel abreißt. Dies lässt sich wunderbar mit ASMR kombinieren, da der Fokus auf den Geräuschen die beim Essen entstehen liegt. Ob es so eine tolle Erfahrung ist jemandem beim Essen zuzuhören, muss allerdings jeder für sich selbst entscheiden. Der Erfolg dieser Videos spricht allerdings dafür, dass es viele Zuschauer eher nicht abschreckt. Obwohl es schon verwundert, da uns eigentlich beigebracht wird Schmatzen, Kauen, Schlürfen und andere Geräusche beim Essen aus Rücksichtnahme auf unsere Mitmenschen eher zu vermeiden.

In der ASMR-Community wird aus den genannten Gründen häufig diskutiert, ob Mukbang-Videos zu ASMR zählen oder ob dies ein eigenes Genre für sich ist. Einer der hauptsächlichen Gründe dafür ist wohl, dass die Abneigung gegenüber dem lauten Schmatzen oder dem Essen mit leicht geöffnetem Mund sehr groß ist. Allerdings kann man eine solche Kategorisierung schwer vornehmen, da ASMR das Gefühl bzw. die Reaktion beschreibt die durch Geräusche ausgelöst werden. Dementsprechend kann es auch zu Mukbang-Videos immer ASMR-Reaktionen geben wenn der Zuschauer diese verspürt. Völlig unabhängig davon ob diese Videos als ASMR kategorisiert werden oder nicht.

Warum schauen so viele Leute Mukbang-Videos?

Helfen Mukbangs gegen Einsamkeit?

Die Frage warum man überhaupt anderen Menschen beim Essen zuschauen sollte stellt sich unweigerlich wenn einem jemand von diesem komischen Trend erzählt oder man auf ein solches Video stößt.

Wenn es normal ist anderen Leuten beim Spielen von Computerspielen zuzusehen, wie diese ihre Garage aufräumen oder andere alltägliche Dinge wie den Hausputz erledigen, wirkt es nicht besonders abschreckend die Zuschauer auch an den eigenen Esstisch zu holen. Fotos vom üppigen Buffet im Hotel zu posten und andere daran teilhaben zu lassen (oder neidisch zu machen) ist ja nun auch schon seit langem weit verbreitet. Oder was für einen anderen Grund gibt es ein Foto vom Besuch in einem Restaurant zu posten, sodass ihn alle Freunde, Bekannten und Arbeitskollegen sehen können?!

Tatsächlich aber liegt es insbesondere an der Einsamkeit, die in den Großstädten des Ursprungslandes Korea herrscht. Denn statistisch gesehen lebt jeder vierte Koreaner für sich alleine. Um dieser Einsamkeit wenigstens etwas entgegen zu wirken bieten Mukbang-Videos die Möglichkeit "in Gesellschaft" mit jemand anderem zu essen. Schließlich ist das gemeinsame Essen im familiären Kreis meistens das einzige was täglich als Familienritual unternommen wird und auch die Möglichkeit bietet sich auszusprechen, wenn jedes Familienmitglied bereits sein eigenes Leben mit Schule, Ausbildung, Studium oder Arbeit fristet und nur noch begrenzt Zeit für das soziale Leben aufwenden kann. In Korea zeigt sich die Wichtigkeit sogar am koreanischen Wort für Familie „Gajok“. Diese bedeutet wortwörtlich übersetzt: „Die, die zusammen essen.“

Dieses Phänomen, sich eine Gesellschaft zu erschaffen um nicht alleine zu sein, gibt es aber nicht erst seit Mukbang-Videos. So ist es schon seit geraumer Zeit "normal" dass sich allein lebende Menschen den Fernseher anmachen um aufgrund der Geräusche und Stimmen den Eindruck schaffen nicht alleine zu sein. Wir hatten auch eine ältere Nachbarin die gerne mit ihrem Fernseher gesprochen hat, wenn sie keinen Besuch hatte.

Gesundheitliche Risiken und Nahrungsmittelverschwendung?

Essensverschwendung durch Mukbangs?

Die große Kritik an Mukbang-Videos betrifft die gesundheitlichen Risiken denen sich die Mukbang-Stars beim täglichen Verzehr solcher großen Mengen an Essen aussetzen. Es lässt sich auch nicht abstreiten, dass einige Mukbang-Stars im Laufe ihrer Karriere an Gewicht zugelegt haben. Oftmals haben diese ein heftiges Trainingsprogramm und trainieren die erste Hälfte des Tages um dann am Abend so hemmungslos schlemmen zu können. Ob dies wirklich gesünder ist als bei Schauspielern, die sich für die nächste Rolle auf ein Minimum herunterhungern oder wieder ein Muskelpaket trainieren müssen, ist fragwürdig. Wenn das Essen großer Mengen an Essen die einzige und vermutlich sogar gut zahlende Einkommensquelle ist, dann wird man sich eventuell trotz bereits vorhandener gesundheitlicher Probleme mehrmals überlegen ob man damit wirklich aufhört.

Ebenfalls steht natürlich die Essensverschwendung unter Beschuss, da das Verzehren dieser Mengen an Essen nicht nur ungesund sondern auch völlig unnötig sind. Zwar wird das Essen nicht weggeschmissen, sondern wirklich komplett verzehrt, aber mehr als die benötigte Menge an Nahrung in sich hereinzuschieben während andere Menschen von einer Portion Reis am Tag leben oder mehrere Tage hungern müssen wirkt einfach nur unnötig.

Aus diesen Gründen verwundert es nicht, dass die chinesische Regierung damit begonnen hat Videos entfernen zu lassen und darüber nachgedacht wird Mukbang-Videos aufgrund des sorglosen Umgangs mit Unmengen von Nahrungsmitteln insgesamt zu verbieten! Wer im chinesischen Social Media nach solchen Inhalten sucht bekommt sogar eine Warnung angezeigt.

Skandale - Andere Länder, andere Sitten?

Lebende Oktopoden vor der Kamera essen?

Durch das Internet und vor allen Dingen Social Media und solche Trends wie Mukbang-Videos bekommt man unweigerlich Einblick in Dinge die in anderen Ländern typisch sind, aber aus verständlichen Gründen an anderen Orten auf dieser Welt kritisch gesehen werden oder vielleicht sogar verboten und unter Strafe gestellt sind. So ist es hier beispielsweise ein Skandal, dass in einigen Mukbang-Videos noch lebende (!) Tiere verspeist wurden oder verspeist werden sollten. Nachvollziehbar dass dies hier nicht auf viel Anklang stößt.

Tatsächlich ist es im asiatischen Raum nicht untypisch lebende Meerestiere zu verspeisen. Beispielsweise findet jährlich in Seoul ein kulinarisches Festival zu Ehren des Oktopus statt. Die rund 70.000 Besucher können dort mit bloßen Händen Oktopoden fangen und lernen wie man diese zerlegt. Allerdings werden diese dort auch lebend zum Essen angeboten.