Wie verdienen die ASMR-YouTuber ihr Geld?

Ein sogenannter "ASMRtist" (Kombination aus ASMR und Artist (engl. Künstler)) verdient in der Regel das Geld nicht alleine durch das Produzieren und Hochladen der Videos, denn diese stehen den Nutzern normalerweise kostenlos auf den Videoplattformen zur Verfügung. Denn wer würde schon Geld für die normalen Inhalte ausgeben, die es in Hülle und Fülle kostenlos gibt?
Zwar wäre es denkbar, für die normalen Inhalte zu zahlen und diese beispielsweise als Download bereitgestellt zu bekommen, jedoch dürfte hier die Einnahmemöglichkeit eher gering ausfallen, so dass die ASMR-Videos normalerweise komplett kostenlos auf YouTube angeboten werden. Ansonsten hat man gerade als Anfänger bzw. kleiner YouTube-Kanal sowieso keine Chance.
Es gibt also daher andere Möglichkeiten, wie man mit ASMR-Videos etwas Geld verdienen kann:
Werbung als ASMR-Youtuber von YouTube selber
Die übliche YouTube-Werbung, die so funktioniert wie Google AdSense, findet man bei ASMR eher nur am Anfang des Videos. Bei ASMR wird man keine Werbung innerhalb des Videos oder am Ende finden, sonst ist der Entspannungsprozess gestört und die Videos des ASMRtist werden nicht mehr aufgerufen. Mit der reinen YouTube-Werbung wird im ASMR-Bereich deshalb im Vergleich zu anderen Einnahmequellen wohl eher wenig Geld verdient!
Kleine YouTuber haben geringe YouTube-Werbeeinnahmen
Insbesondere wenn man anfängt, hat man die Option durch YouTube vergütet zu werden heutzutage leider auch nicht mehr. Denn um überhaupt an den Einnahmen durch die gezeigte Werbung beteiligt zu werden, müssen bestimmte Vorgaben seitens YouTube erfüllt werden. Hier sind laut aktuellem Stand mindestens 1000 Abonnenten und 4000 wiedergegebene Stunden des eigenen Videomaterials in den letzten 365 Tagen nötig! Wenn man diese Hürde überhaupt erreicht und überwunden hat, gibt es allerdings noch weitere Faktoren, die über die Höhe der Ausschüttung entscheiden. Und bei dieser Größenordnung des YouTube-Kanals steht die Vergütung meistens noch in keinem Verhältnis zur oftmals aufwendigen Videoproduktion.
Vorgaben von YouTube um überhaupt an Werbeeinnahmen beteiligt zu werden
Die Ausschüttung hängt zu allem Überfluss natürlich auch indirekt von Videoinhalt ab. Da zum Beispiel bei Finanzprodukten hochpreisige Artikel beworben werden können und spezifisch für das Publikum gezeigt werden können, sind dort beispielweise recht hohe Einnahmen bei einer kleineren Anzahl an Zuschauern möglich. Bei ASMR und vielen anderen Inhalten ist die erzielbare Höhe der Ausschüttung meist wesentlich geringer.
Ausschlaggebend ist hier dann der sogenannte RPM-Wert (Return per Mille), der angibt wie viele Dollar pro 1000 Aufrufen des YouTube-Videos ausgeschüttet wird. Dieser kann stark variieren je nach Typ und dem Inhalt der Videos. Während dieser bei Finanz-Videos beispielsweise oftmals über 10$ liegen könnte, kann es bei lustigen Videos oder ASMR-Videos dann zum Beispiel bei nur 4$ liegen. Somit sind 1000 Zuschauer bei dem einen YouTuber für viel mehr Einnahmen verantwortlich als bei dem anderen.
Deshalb greifen die ASMR-YouTuber vor allem auf folgende Einnahmemöglichkeiten zurück und nutzen dafür natürlich ihre Reichweite (immerhin gibt es ASMR-Channels mit vielen Millionen Abonnenten und regelmäßigen Zuschauern):
Gesponserte Inhalte oder Videos als ASMR-YouTuber
Im ASMR-Bereich etwas schwieriger, aber durchaus umsetzbar, ist es selber Werbung in den eigenen Videos für Unternehmen oder deren Produkte zu machen. Sei es neue Kleidung, die man vorstellt oder neue Beauty-Produkte, die man anwendet, es lassen sich einige Werbe-Deals abschließen, damit Produkte im Video gezeigt und beworben werden. Manchmal widmet sich dann auch gleich ein gesamtes Video dem beworbenen Produkt, indem dieses direkt über das gesamte Video im Fokus steht und zur Erzeugung der Klänge genutzt wird, wie beispielweise Kleidung mit der man raschelt oder in dem mit lauten Geräuschen das Produkt ausgepackt wird und die Luftpolsterfolie dann erst einmal bearbeitet wird.
Allerdings muss man um entsprechende seriöse Werbe-Deals zu bekommen auch schon eine gewisse Reichweite an Zuschauern haben, damit es sich für das Unternehmen lohnt die Werbung zu bezahlen. Alternativ sind zumindest auch Werbegeschenke als kleiner YouTuber durchaus möglich, wenn es von der Kanalgröße noch nicht zu einer Bezahlung reicht. Aber vermutlich sind für die meisten ASMR-YouTuber die ersten hundert oder 500 € über solche Deals wohl realistischer zu erreichen als rein über die YouTube-Werbung.
Ein großer Nachteil ist natürlich, dass man mit Werbung bzw. der Entscheidung für bestimmte Unternehmen Werbung zu machen, dem ein oder anderen Zuschauer vor den Kopf stoßen kann. Gerade Stamm-Zuschauer und Fans nehmen es ihren Lieblingskünstlern oftmals sehr übel, wenn diese anfangen selber Werbung zu machen. Ebenso machen diese gerne den Werbenden dafür verantwortlich, wenn das Produkt einem nicht gefällt.
Selber Werbung zu machen bzw. die Produkte in die eigenen Videos einzubauen ist meistens deshalb ein sehr schmaler Grat, der sehr gut überdacht sein will. Einen Werbe-Deal mit einer allgemein verhassten Marke abzuschließen kann deshalb eine finanziell kurzzeitig sinnvolle Entscheidung sein, aber langfristig dafür sorgen dass man keinerlei Zuschauer mehr hat.
Affiliate als ASMR-YouTuber
Bei Affiliate-Programmen handelt es sich meistens um Links zu Produkten bei Shops wie zum Beispiel Amazon. Für den Käufer entsteht bei Affiliate-Programmen kein Nachteil, da er den Artikel zum Normalpreis bei dem jeweiligen Shop kaufen kann und der ASMR-YouTuber dann von dem Shop eine Vergütung für diese moderne Art der Vermittlung bekommt, nicht jedoch von dem Käufer. Dies ist auch somit die unaufdringlichste Art der Einnahme, da die Links meistens in der Info-Box oder einem Kommentar unter dem Video stehen und dem Zuschauer nicht aufgezwungen werden.
Ebenfalls häufig bekommen ASMR-YouTuber, wie auch Influencer, Rabattcodes oder personalisierte Links, mit denen der Käufer dann auch noch einen Rabatt bekommt, wenn er den Kauf über diesen Link tätigt. Oftmals sind es gerade kleinere Shops oder neue Anbieter, die auf diese Art versuchen möglichst viele neue Kunden zu generieren. Dies funktioniert heutzutage natürlich am einfachsten, indem man die Beliebtheit und Reichweite eines YouTubers für sich nutzt. Früher gab es hier weniger Auswahl, wie zum Beispiel Fernsehwerbung oder Werbung in Zeitschriften.
Beliebt ist natürlich auch eine Kombination von Affliliate-Links oder Rabattcodes und im Video integrierter Werbung oder Erwähnung. Die Grenzen können hier variieren. Allerdings muss man natürlich auch hier stark darauf aufpassen es mit den Affiliate-Links und auch der Bewerbung derselbigen nicht zu übertreiben. Denn natürlich wird es den YouTubern auch schnell unterstellt die Produkte nur aus Geldgier zu bewerben und nicht weil man diese wirklich aus eigener Erfahrung empfiehlt.
Patreon, OnlyFans, YouTube-Mitgliedschaften oder ähnliche Modelle, bei denen Leute monatlich zur Unterstützung etwas zahlen
Hier wird es gerade für die bekannteren YouTuber interessant, die über eine große Fanbasis verfügen. Hierbei geht es den Fans in der Regel nicht mehr ausschließlich um die ASMR-Videos, sondern um die dahinterstehende Person an sich. Der YouTuber hat sich also einen Namen gemacht und bekommt deshalb Unterstützung von seinen Fans. Dafür bietet er seinen Patreons, bzw. seinen Mitgliedern meistens besondere Inhalte oder die Möglichkeit, für zukünftige Videos zu voten. Somit haben diese Mitglieder Zugriff auf Inhalte oder die Möglichkeit zur Mitbestimmung, die sonst nicht öffentlich auf den Video-Portalen verfügbar sind.
Einige YouTuber im ASMR-Bereich gehen auch so weit, dass sie sehr "persönliche" Videos anbieten, sogar manchmal Live-Streams, die dann nur für ein bestimmtes Mitglied zur Verfügung gestellt werden. Nicht selten wird es hier jedoch auch leider zu eher sexuellen Inhalten kommen, die durch als ASMR-Videos "getarnte" Inhalte auf YouTube angepriesen werden. Hier zielt man dann wohl ganz klar auf ein bestimmtes Klientel an Zuschauern oder Kunden ab.
Merchandising als ASMR-YouTuber
Beliebt ist natürlich auch die Erstellung von eigenem Merchandise, wie beispielsweise T-Shirts oder anderer Kleidung mit irgendwelchen spezifischen Symbolen oder Sprüchen. Hierzu werden meist Anbieter wie bspw. SpreadShirt genutzt, wodurch der YouTuber mit der Produktion und Lieferung des Merchandise selber gar nichts zu tun hat und stattdessen eine Provision pro verkauftem Artikel bekommt. Einige dieser Artikel werden auch von den YouTubern dann bei kleinen Gewinnspielen verlost.
Leider ist eine Integration dieser eigenen Artikel unter den YouTube-Videos auch erst bei mehr Abonnenten und anderen Voraussetzungen möglich. Auch darf man nicht vergessen, dass solche Fan-Artikel auch erst bei einer höheren Anzahl an Abonnenten und Zuschauern wirklich oft verkauft, sodass es sich lohnen würde und für mehr als ein paar Euro an Einnahmen reicht.
Streaming, bspw. auf Twitch als ASMR-YouTuber
Zwischendurch und bei ausreichender Reichweite, lohnen sich auch Live-Streams auf Plattformen wie Twitch, bei denen die Zuschauer mit einer dort verfügbaren Online-Währung in Form von Coins oder Emojis dem Streamenden Geld zusenden können.
Ein Vorteil ist, dass bei diesen Plattformen das Bezahlen für die gebotenen Inhalte eher akzeptiert ist und im Fokus steht als bei YouTube. Allerdings gibt es eine ähnlich Funktion mittlerweile auch für YouTube-Livestreams und wird sich hier vermutlich auch eher durchsetzen und anerkannt werden.
Links zum Spenden (PayPal-Donations, digitale Kaffeekasse)
Noch eine weitere Möglichkeit etwas Geld einzunehmen, sind die digitalen Kaffeekassen, die völlig freiwillig von den Nutzern gefüllt werden können mit den Beträgen, die sie eben spenden möchten. Dies ist natürlich keine sichere Einnahmequelle, da leider nur die wenigsten bereit sind, etwas zu geben. Aber dafür ist es auch sehr unaufdringlich.
Übertreiben sollte man es mit Aufrufen zum Spenden und dem Bedanken bei den Spendern in seinen Videos allerdings auch nicht. Denn dies kann dann schnell auch zu aufdringlich werden und die ursprünglichen Fans oder neue Zuschauer vertreiben und dem Kanal dann eher schaden als helfen.